Bildung und Almwirtschaft – zwei starke Partner 1. Salzburger Almfachtag war ein voller Erfolg

Im Rahmen des Jubiläumsjahres „100 Jahre Landwirtschaftliche Fachschule Bruck/Glstr.“ fand am 1. März die erste Salzburger Almfachtagung in der LWS Bruck statt. Die von der Schule gemeinsam mit dem Salzburger Alm- und Bergbauernverein organisierte Fachveranstaltung fand großen Zuspruch und der Turnsaal der Schule war bis auf den letzten Platz gefüllt.

 

Direktor Christian Dullnigg erwähnte in seiner Begrüßung die Wichtigkeit der Almwirtschaft als Teil der Schule. Die von der LWS Bruck bewirtschaftete Piffalm ist nicht nur ein wichtiger Betriebszweig, sondern ist auch für die Schülerinnen und Schüler ein Bereich der im Praxisunterricht eine große Rolle spielt. Der Obmann des Alm- und Bergbauernvereins Salzburg Bundesrat Silvester Gfrerer betonte in seinen Begrüßungsworten, dass die Salzburger Almwirtschaft vor großen Herausforderungen steht und dass ohne eine funktionierende Almwirtschaft unsere Almen nach und nach zuwachsen würden.

 

Der erste Teil der Fachtagung stand unter dem Motto „Anpassung der Almwirtschaft an den Klimawandel“. Siegfried Steinberger von der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft erklärte eindrücklich warum die Almbäuerinnen und Almbauern nun sehr rasch auf den Klimawandel reagieren müssen. Die höheren Temperaturen sowie die längeren Vegetationsperioden führen dazu, dass der Biomassezuwachs auf unseren Almen stark zunimmt. Es ist also bei gleichbleibender Fläche mehr Futter vorhanden. Diesen Effekt verschärft der Umstand, dass im österreichischen Alpenraum noch ausreichend Niederschläge für das Pflanzenwachstum vorhanden sind. Reagieren die Almbewirtschafter nicht auf diese Umstände werden unsere Almen in den nächsten Jahren immer mehr verbuschen und wertvolle Almflächen gehen verloren.

Petra Fürstauer-Reiter Almberaterin der Landwirtschaftskammer Salzburg gab einen Überblick über das Salzburger Almprojekt, welches in den Jahren 2019 – 2023 auf drei ausgewählten Salzburger Almen umgesetzt wurde. Im Mittelpunkt stand dabei das sog. „Magische Dreieck der Almbewirtschaftung“ das einen frühzeitigen Auftrieb, eine der Fläche angepasste Tierzahl und eine gelenkte Weideführung beinhaltet. Die Ergebnisse aus dem Projekt wurden vorgestellt und durch viele Bilder belegt und eindrucksvoll veranschaulich. „Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass keine Düngemaßnahmen oder sonstige ertragssteigernden Maßnahmen ergriffen wurden!“, erläuterte Petra Fürstauer-Reiter die Projektergebnisse. Nur so kann gewährleistet werden, dass unsere wertvollen Almflächen für die Zukunft erhalten bleiben.

Mathias Kienberger, Lehrer der LWS Bruck gab den Tagungsteilnehmern mit vielen Fotos einen Einblick in die Bewirtschaftung der Piffalm der Landwirtschaftsschule Bruck. Diese wird mit Rindern, Ziegen und Pferden bestoßen und dient den Schülerinnen und Schülern als Ort für einen praxisbezogenen Unterricht. Besonders beeindruckend waren die Ergebnisse einer Flächensanierung im Rahmen eines Weideprojektes mit Ziegen, welches in den letzten Jahren auf der Piffalm durchgeführt wurde. Den ersten Tagungsteil rundete Peter Lederer von der Firma Viehfinder ab. Die Digitalisierung hält auch Einzug in der Almwirtschaft und Peter Lederer gab einen Überblick über neue Produkte und Technologien die auf Almen das Auffinden der Tiere erleichtern. Das System basiert auf der „LoRa-Technologie“ (Lo-Ra bedeutet Long-Range) ein neues Ortungssystem das sich vor allem im alpinen Gelände, bei schlechter Netzabdeckung, bewährt hat.

 

Der zweite Tagungsteil befasste sich mit dem Thema Naturnutzung und ihre rechtlichen Aspekte. Zeit in der Natur zu verbringen liegt seit einigen Jahren voll im Trend und immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit auf unseren Almen. Almen sind Begegnungsorte, wo Menschen mit teils unterschiedlichen Nutzungsinteressen aufeinandertreffen. Mag. Hans Gföller, der Leiter der Rechtsabteilung der Landwirtschaftskammer Tirol gab in seinem Referat einen Überblick über rechtliche Vorgaben und erörterte so manches gerichtliche Urteil. Er gab den Anwesenden einige Tipps um die Rechtslage besser zu verstehen bzw. um Probleme zu vermeiden.

„Naturnutzung auf Almen – eine Gradwanderung zwischen Verboten und grenzenloser Freiheit“ war der Titel der folgenden Podiumsdiskussion die zum Abschluss der Veranstaltung durchgeführt wurde. Vizepräsidentin Claudia Entleitner betonte wie wichtig es ist, dass das Thema Naturnutzung so früh wie möglich in den Köpfen verankert wird um eine gesunde Naturbeziehung zu entwickeln. Wolfgang Hettegger als Vertreter der Tourismuswirtschaft (Snow Space Salzburg) bekundete, dass die Tourismuswirtschaft sehr wohl den Wert der Marke „Alm“ erkennt und sehr um ein gutes Miteinander bemüht ist. Hettegger erläuterte auch, dass sich der Urlaubsgast sich sehr gut informiert und gut leiten lässt. Größere Probleme gäbe es zum Teil mit der einheimischen Bevölkerung. Die von BBK-Obmann Klaus Vitzthum angesprochene Entschädigung der Leistung der Naturnutzung für die Landwirte sieht auch Hettegger als guten Ansatz. „Hier müssen sich aber alle an einen Tisch sitzen und ein gemeinsames Produkt entwickeln“, so der Touristiker aus dem Pongau. Dass unter den Almbäuerinnen und Almbauern noch eine große Unsicherheit herrscht zeigte die angeregte Diskussion die sich vor allem auch um Haftungsfragen drehte. Almbäuerin Eva Schösser von der Haferlalm am Wildkogel berichtete über Erlebnisse mit Urlaubern in dieser Wanderregion und dass sie versucht mit Schildern Aufklärung zu leisten.

Die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Fachtagung waren über das vielfältige Programm dieser Veranstaltung begeistert und daher wird es mit Sicherheit nächstes Jahr einen zweiten Salzburger Almfachtag geben.

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100 Jahre LFS Bruck

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